Workshops

 

Diversität, Inklusion und Integration als Herausforderungen für die Pfadfinderarbeit/Verbandsarbeit: Praxisberichte und perspektivische Herausforderungen – Angela Ströter

In diesem Workshop bespricht Angela Ströter mit den Teilnehmenden Möglichkeiten zur Inklusion von Menschen mit Handicaps bei den Pfadfinder*innen. Mit ihrer schwerstmehrfachbehinderten Stieftochter konnte sie bereits viele eigene Erfahrungen sammeln. Ihre Stieftochter war von einem jungen Alter an bei den Pfadfinder*innen und das Dabeisein ohne Wenn und Aber in ihrer Gruppe hat ihr beim Heranwachsen sehr gut getan. Hier liegt auch die Kernerkenntnis für die Teilnehmenden des Workshops: Das Wichtigste ist, Menschen mit Handicaps ganz natürlich in Aktionen einzubeziehen, ohne sie dabei auf ihre Grenzen und Unmöglichkeiten zu reduzieren. Baden-Powell hat „look at the child“ als einen der Grundsätze des Pfadfindens formuliert. Das bedeutet, jedes Kind für seine Stärken und Kompetenzen zu wertschätzen und es sie für die Gruppe nutzen zu lassen. Was man dazu braucht? Nicht viel: Interesse am Pfadfinder*in sein, Menschen, die sich gut verstehen, Hilfsbereitschaft und gegenseitige Rücksichtnahme.

 

   

Friedensarbeit in Pädagogik und Programm der Verbände – ein internationaler Vergleich – Philipp Lehar & Ernst M. Felberbauer

Thema dieses Workshops ist zunächst die Pfadfinder*innengeschichte mit besonderem Augenmerk darauf, wie Frieden bei den Pfadfinder*innen gelebt wird. Dazu wird in Gruppen erarbeitet, wie die eigene Verbandsperspektive auf den Frieden ist und welchen Stellenwert dieser beispielsweise in Arbeitshilfen, Schulungen und Aktivitäten hat. Dabei fällt auf, dass es in den verschiedenen Verbänden ganz unterschiedliche Ansätze dazu gibt – von „bloßem“ gelebten Alltag ohne explizite Aussagen bis hin zu einer Erwähnung in der Satzung und Aktionen wie dem Friedenslicht. Daraufhin wird erarbeitet, was mögliche Frieden-gefährdende Konflikte im nächsten Jahr sein könnten und wie wir als Pfadfinder*innen darauf reagieren können. Das Ergebnis: Unsere größte Stärke ist das Herbeiführen wichtiger, prägender Begegnungen, die gegenseitiges Verstehen fördern.

 

 

Ein Blick zurück: Demokratie als Herausforderung für das Pfadfinden 1945-1961 – Max Zeterberg, Christina Hunger & Hendrik Knop

Dieser Workshop beginnt mit einer Reise durch die Pfadfinder*innengeschichte nach dem zweiten Weltkrieg, in der die Alliierten sehr unterschiedliche Ansätze zur Wiederaufnahme des Pfadfindens in Deutschland hatten. Aufgrund der Rolle der Hitlerjugend im dritten Reich wurde Pfadfinden sowohl von einigen Besatzungsmächten als auch von Teilen der Bevölkerung sehr kritisch gesehen und war sogar teilweise in den Besatzungszonen verboten. Die Jugendverbandsarbeit war somit oftmals nur unter dem Deckmantel anderer Organisationen möglich. Trotz aller Schwierigkeiten zeigte sich aber: Die Re-Education (Demokratiebildung) der Alliierten zeigt in der allgemeinen Erkenntnis, dass Kinder und Jugendliche mitbestimmen können sollten, ihre Wirkung. Die Teilnehmenden arbeiten nach dem umfassenden Input mit zwei Quellen zum Demokratieverständnis der Pfadfinder*innen in West- und Ostdeutschland. Für den Osten wird die Fahrtenchronik von 1954 des Stammes Dietrich Bonhoeffer aus Berlin-Adlershof herangezogen, in der es vor allem um das Verhältnis von Staat, Kirche und Stamm geht. Für den Westen wird eine Ausgabe der Zeitschrift „Auf neuem Pfad“ von der CPD von 1952/53 untersucht, in welcher eine Stellungnahme zum neu gegründeten Staat und dem Demokratieverständnis der Autor*innen abgedruckt wurde. Die Ergebnisse sind sehr ambivalent, was den Teilnehmenden aufgrund der turbulenten Geschichte, die die Mitglieder bis dorthin erlebt hatten, nachvollziehbar scheint.

 

 

Kolonialismus und Pfadfinden – Andrea „Fuchs“ Ries und Lukas Kison

Dieser Workshop ist ein Ergebnis der AG Kolonialismuskritik des BdP. Um die Teilnehmenden auf einen fruchtbaren Austausch vorzubereiten, wird zunächst eine Einführung in den Postkolonialismus als Wissenschaft und Widerstandsform gegeben. Dabei muss vor allem beachtet werden, dass Geschichte hauptsächlich die Geschichte der Herrschenden ist und daher hinterfragt werden sollte, wie sie erzählt wird und welche Perspektiven zum Beispiel ausgelassen werden. Danach geben Fuchs und Kison einen Überblick über die Kolonialgeschichte und dem damit verbundenen Rassismus und erzählen, was das Ganze überhaupt mit uns Pfadfinder*innen zu tun hat. Beispielsweise war unser Gründer, Robert Baden-Powell, im Militär im kolonialisierten Indien, Süd- und Westafrika stationiert und wurde während dieser Zeit durch die militärischen „Scouts“, die feindliche Lager auskundschafteten, zur Gründung unserer Jugendbewegung inspiriert. Außerdem war Rudyard Kipling, Autor des Dschungelbuchs, ein bekannter Unterstützer des britischen Imperialismus‘. Das Dschungelbuch hatte maßgeblichen Einfluss auf die Strukturen der Pfadfinder*innenarbeit und muss daher unbedingt kritisch hinterfragt werden. Die Teilnehmenden diskutieren dazu Möglichkeiten, mit verschiedenen Altersgruppen die komplexen Zusammenhänge und Perspektiven zu bearbeiten.

 

 

Text: Rebecca Haugwitz

Fotos: Silas Bahr

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