Elisabeth Richter
Demokratie ist die einzige Gesellschaftsform, die gelernt werden muss (Oscar Negt). Bildungsinstitutionen sind daher herausgefordert, Demokratiebildung zu gewährleisten, und zwar in der Einheit von Leben und Lernen (John Dewey). Im aktuellen 16. Jugendbericht werden dafür Analyseebenen vorgeschlagen: Demokratiebildung soll auch als Bildungsgegenstand, aber vor allem als Bildungsstruktur und als Bildungserfahrung vermittelt werden. Gerade Jugendverbände bieten dafür mit ihren Prinzipien der Selbstverwaltung durch Mitbestimmung und ehrenamtliches Engagement geeignete Voraussetzungen und verstehen sich selbst als ,Werkstätten der Demokratie‘. Empirische Studien zeigen jedoch, dass die jugendverbandlichen Demokratiebildungs-Strukturen nicht vollständig ausgeschöpft werden (Wibke Riekmann; Rolf Ahlrichs). Und darüber hinaus besteht keineswegs ein Konsens darüber, was unter den Begriffen Partizipation und Demokratie zu verstehen ist.
Im Vortrag soll entsprechend zunächst ein Vorschlag für die Definition von Demokratie gemacht werden, einer Demokratie, die auch Kindern und Jugendlichen unabhängig von Reife und Alter ein gesellschaftliches Mitspracherecht in Angelegenheiten, von denen sie im Alltag betroffen sind, einräumt. Darauf aufbauend soll dann diskutiert werden, welche Form von Partizipation eine solche Demokratie fördern kann und wie Demokratie als Bildungsstruktur und -erfahrung umgesetzt werden kann. Außerdem soll gemeinsam diskutiert werden, was das konkret für die Praxis der Jugendverbandsarbeit bedeutet.