Tradition, Nostalgie und Moderne – Generationsbeziehungen im Pfadfinderverband

Dr. Jörgen Schulze-Krüdener, Trier

Tagungsband 2012, S. 35-51

Zusammenfassung:

Empirisch belegt ist, dass das Pfadfinden sozialisatorisch wirkt. Dies bedeutet aber keineswegs im Umkehrschluss, dass  Pfadfinderverbände keine Modernisierungsdefizite hätten. Vielmehr stehen die Zeichen der Zeit auf Veränderung hin zu einem zeitgemäßen Pfadfindertum. Hierbei geht es nicht ausschließlich um die Erfindung völlig neuer Dinge, sondern auch um die Übersetzung altbewährter Traditionen, Symbole, Rituale etc.

Sätze wie »Das geht nicht! Das haben wir schon vor 15 Jahren diskutiert! Der Verband ist viel zu alt und verknöchert! Der große Bringer muss her!« untermauern die Notwendigkeit zur Erneuerung. Aber solche Aussagen machen auch darauf aufmerksam, dass sich in der Pfadfinderarbeit das kulturelle und pädagogische Generationenverhältnis konkret ausformt - und dies kann sich durchaus spannungsreich und konflikthaft vollziehen. Ein Generationskonflikt kann, muss aber nicht, die Folge sein.

Die Generationendifferenz zwischen den Leiterinnen bzw. den Leitern und den Pfadfinderjugendlichen ist konstitutiv für die Jugendverbandsarbeit im Allgemeinen und für die Pfadfinderarbeit im Besonderen. Pfadfinderverbände bieten Räume für Begegnungen zwischen den Generationen. Wichtig ist, dass das Generationenverhältnis nicht hierarchisch aufgebaut ist, sondern engagierte Erwachsene müssen ihre Erfahrungen und Meinungen als Auseinandersetzungsmöglichkeiten anbieten. Jugendliche brauchen diese personalen Angebote: Persönliche Beziehungen sind vielgestaltig und haben fördernde, manchmal aber belastende Wirkungen.

 

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